Idee für den Schutz der Natur vor Gewinninteressen - Podiumsdiskussion am Gymnasium Soltau
Böhme-Zeitung vom 17.07.2012:
Foto(tip): Diskutierten mit den Schülern (von links): Lehrer Tony Eckelmann, Olaf Schilgen von Volkswagen, der ecuadorianische Botschafter Jorge Jurado und Christian Cray vom Verband für Entwicklungspolitik Niedersachsen.
tip Soltau. Zwei Autos in der Garage, von Hamburg nach Berlin mit dem Billigflieger und im Winter tropische Klimata im heimischen Wohnzimmer - Treibhauseffekt, Klimawandel , Ressourcenknappheit. Alle sprechen von ihr, nur an wenigen Orten wird sie tatsächlich praktiziert: die Nachhaltigkeit.
Warum wirtschaftliche Entwicklung und Bewahrung von Natur im Spannnungsverhältnis miteinander stehen und warum Gewinnmaximierung Naturschutz sticht, welche Chancen und Möglichkeiten es für die Zukunft geben kann, das diskutierten Schüler des Gymnasiums Soltau am gestrigen Montag mit geladenen Experten.
Zum Thema Im Hydrocarbon-Zeitalter - Auswege aus der Abhängigkeit waren der ecuadorianische Botschafter Jorge Jurado, der Experte für Zukunftstechnologien Olaf Schilgen als Sprecher von Volkswagen sowie der Berater für Menschenrechte, Ressourcenkonflikte , Ökologie und globale soziale Gerechtigkeit des
Verbands Entwicklungspolitik Niedersachsen Christian Cray zu Gast. Ausgangspunkt des Gesprächs war das Beispiel der ecuadorianischen Initiative Yasuní-ITT, geleitet wurde es von Lehrer Tony Eckelmann.
Das lateinamerikanische Land Ecuador wagt einen großen Schritt. Mit der Nichtregierungsorganisation Yasuní-ITT, benannt nach den drei Ölquellen Ishpingo, Tambococha und Tiputini, und dem Konzept Buen Vivir (deutsch: gutes Leben) spricht sich die ecuadorianische Regierung gegen das Gewinndenken aus und verlagert ihre Priorität in Richtung Wertschätzung der Natur.
Als erstes Land weltweit wagt Ecuador den Versuch, Erdölquellen unangetastet zu lassen und stattdessen auf ein wirtschaftliches Alternativmodell zu bauen, das auf erneuerbare Energien setzt. Die Artenvielfalt und die Ureinwohner, die dort leben, sollen dadurch geschützt werden. Ohne finanzielle Unterstützung der Weltgemeinschaft ist das Vorhaben allerdings nicht realisierbar. Diese soll die Hälfte der finanziellen Verluste aus dem Nicht-Verkauf ersetzen. Eine Idee für die Zukunft?
Das grundlegende Dilemma, die Kluft zwischen Idee und Umsetzung, wurde direkt offenkundig. Denn zwar sagte Schilgen , er halte die Initiative für sehr befürwortbar, warf aber die Frage in den Raum, wer dafür zahlen solle. Von der wirtschaftlichen Warte betrachtet, sei das Zahlen ohne ersichtlichen Eigennutz nicht sinnvoll.
Unterstützung notwendig
Aus ecuadorianischer Sicht hingegen sei das Konzept der Mitverantwortung, das Einfordern von finanziellen Mitteln aus anderen Ländern, Grundvoraussetzung für die Entwicklung Ecuadors, erklärte Jurado. Ansonsten sei der Verzicht auf die Förderung des Erdöls wirtschaftlich nicht tragbar. Man wolle keinen Druck ausüben, aber ohne Unterstützung wäre das Vorhaben für ein armes Land wie das seine nicht praktikabel.
Besteht die Gefahr, dass plötzlich alle Länder Geld für die Nicht-Förderung von Erdöl verlangen? Kann ein Land wie Ecuador dem Druck von Großmächten wie China im Kampf um Ressourcen standhalten? Muss Ecuador über kurz oder lang doch einknicken? Nur drei der vielen kritischen Fragen, denen sich die Experten stellen mussten.
Nichts ist stärker als eine Idee, deren Zeit gekommen ist, sagte Cray abschließend. Im ecuadorianischen Versuch sieht er vor allem eine Chance. Da die Höchstfördermenge von Erdöl schon überschritten sei, die Ära des bezahlbaren Erdöls absehbar, sei ein Umdenken unumgänglich.
Deswegen sprachen sich sowohl er als auch Schilgen für die Idee der Initiative aus. Nicht, weil sie perfekt ist, sondern weil sie einen Versuch sondergleichen wagt. Wir haben schon vieles geschafft, was eigentlich undenkbar war, sagte Jurado, aber wir müssen auch noch viele Schritte gehen.
Böhme-Zeitung vom 17.07.2012:
Foto(tip): Diskutierten mit den Schülern (von links): Lehrer Tony Eckelmann, Olaf Schilgen von Volkswagen, der ecuadorianische Botschafter Jorge Jurado und Christian Cray vom Verband für Entwicklungspolitik Niedersachsen.
tip Soltau. Zwei Autos in der Garage, von Hamburg nach Berlin mit dem Billigflieger und im Winter tropische Klimata im heimischen Wohnzimmer - Treibhauseffekt, Klimawandel , Ressourcenknappheit. Alle sprechen von ihr, nur an wenigen Orten wird sie tatsächlich praktiziert: die Nachhaltigkeit.
Warum wirtschaftliche Entwicklung und Bewahrung von Natur im Spannnungsverhältnis miteinander stehen und warum Gewinnmaximierung Naturschutz sticht, welche Chancen und Möglichkeiten es für die Zukunft geben kann, das diskutierten Schüler des Gymnasiums Soltau am gestrigen Montag mit geladenen Experten.
Zum Thema Im Hydrocarbon-Zeitalter - Auswege aus der Abhängigkeit waren der ecuadorianische Botschafter Jorge Jurado, der Experte für Zukunftstechnologien Olaf Schilgen als Sprecher von Volkswagen sowie der Berater für Menschenrechte, Ressourcenkonflikte , Ökologie und globale soziale Gerechtigkeit des
Verbands Entwicklungspolitik Niedersachsen Christian Cray zu Gast. Ausgangspunkt des Gesprächs war das Beispiel der ecuadorianischen Initiative Yasuní-ITT, geleitet wurde es von Lehrer Tony Eckelmann.
Das lateinamerikanische Land Ecuador wagt einen großen Schritt. Mit der Nichtregierungsorganisation Yasuní-ITT, benannt nach den drei Ölquellen Ishpingo, Tambococha und Tiputini, und dem Konzept Buen Vivir (deutsch: gutes Leben) spricht sich die ecuadorianische Regierung gegen das Gewinndenken aus und verlagert ihre Priorität in Richtung Wertschätzung der Natur.
Als erstes Land weltweit wagt Ecuador den Versuch, Erdölquellen unangetastet zu lassen und stattdessen auf ein wirtschaftliches Alternativmodell zu bauen, das auf erneuerbare Energien setzt. Die Artenvielfalt und die Ureinwohner, die dort leben, sollen dadurch geschützt werden. Ohne finanzielle Unterstützung der Weltgemeinschaft ist das Vorhaben allerdings nicht realisierbar. Diese soll die Hälfte der finanziellen Verluste aus dem Nicht-Verkauf ersetzen. Eine Idee für die Zukunft?
Das grundlegende Dilemma, die Kluft zwischen Idee und Umsetzung, wurde direkt offenkundig. Denn zwar sagte Schilgen , er halte die Initiative für sehr befürwortbar, warf aber die Frage in den Raum, wer dafür zahlen solle. Von der wirtschaftlichen Warte betrachtet, sei das Zahlen ohne ersichtlichen Eigennutz nicht sinnvoll.
Unterstützung notwendig
Aus ecuadorianischer Sicht hingegen sei das Konzept der Mitverantwortung, das Einfordern von finanziellen Mitteln aus anderen Ländern, Grundvoraussetzung für die Entwicklung Ecuadors, erklärte Jurado. Ansonsten sei der Verzicht auf die Förderung des Erdöls wirtschaftlich nicht tragbar. Man wolle keinen Druck ausüben, aber ohne Unterstützung wäre das Vorhaben für ein armes Land wie das seine nicht praktikabel.
Besteht die Gefahr, dass plötzlich alle Länder Geld für die Nicht-Förderung von Erdöl verlangen? Kann ein Land wie Ecuador dem Druck von Großmächten wie China im Kampf um Ressourcen standhalten? Muss Ecuador über kurz oder lang doch einknicken? Nur drei der vielen kritischen Fragen, denen sich die Experten stellen mussten.
Nichts ist stärker als eine Idee, deren Zeit gekommen ist, sagte Cray abschließend. Im ecuadorianischen Versuch sieht er vor allem eine Chance. Da die Höchstfördermenge von Erdöl schon überschritten sei, die Ära des bezahlbaren Erdöls absehbar, sei ein Umdenken unumgänglich.
Deswegen sprachen sich sowohl er als auch Schilgen für die Idee der Initiative aus. Nicht, weil sie perfekt ist, sondern weil sie einen Versuch sondergleichen wagt. Wir haben schon vieles geschafft, was eigentlich undenkbar war, sagte Jurado, aber wir müssen auch noch viele Schritte gehen.