Böhme-Zeitung vom 09.09.2015:
Gymnasien: Umstellung des Abiturs von 12 auf 13 Jahre war zunächst ein Kraftakt
Foto(at): Voll verlässlich, so Schulleiter Volker Wrigge, sei das Gymnasium in Soltau mit Lehrern versorgt.
at Soltau. Im Schuljahr 2004/2005 hat Niedersachsen das Abitur nach zwölf Jahren eingeführt. Nun hat die rot-grüne Landesregierung diese Entscheidung der schwarz-gelben Vorgängerregierung zurückgenommen: Aufsteigend sollen die Jahrgänge fünf bis acht das Abitur wieder nach 13 Jahren ablegen.
Auf dem Weg zum Abitur bleibe nun mehr Zeit und Raum zum vertieften Lernen, aber auch mehr Luft für ehrenamtliches Engagement, Hobbys oder die Familie, sagte die niedersächsische Kultusministerin Frauke Heiligenstadt. Unterstützt wird sie bei der Einschätzung von Axel Witt. Der Schneverdinger Gymnasialzweigleiter an der Kooperativen Gesamtschule (KGS) sieht dies ebenfalls als einen großen Vorteil an.
„Wir begrüßen die Umstellung. Den Schülern bleibt neben den Freizeitaktivitäten einfach auch mehr Zeit, die eigene Persönlichkeit zu entwickeln“, so Witt. Nach 13 Jahren seien die jungen Menschen reifer für den weiteren Lebensweg.
Wie der Gymnasialzweig der KGS sehen sich auch die beiden Gymnasien in Munster und Soltau auf die Umstellung gut vorbereitet. Schon Ende vergangenen Schuljahrs wurden die Stundenverteilungspläne den Schulen zur Verfügung gestellt. „Es war ein Kraftakt vor den Sommerferien“, erklärt Munsters Gymnasiumsleiterin Silke Meyer. Doch sie habe den Eindruck, es laufe nun ganz gut.
„Wir haben vom Schulvorstand aus die Stundentafel angepasst“, so Meyer. Insbesondere ging es dabei um Fächer, die nur mit einer Stunde in der Woche unterrichtet werden müssten. Diese wurden jetzt auf ein halbes Schuljahr und dann jeweils zwei Wochenstunden kompakt zusammengefasst: „Sonst bringt das zu viel Unruhe.“ Zudem hat das Munsteraner Gymnasium das Ganztagskonzept angeglichen.
Zur konkreten Lehrerversorgung äußerte sich die Schulleiterin nicht, betonte aber, dass es keinen Unterrichtsausfall geben werde. Noch reichen die Räumlichkeiten im Schulgebäude selbst aus: „Aber wenn die Jahrgänge hochwachsen, dann könnte es eng werden.“
Diese Befürchtung haben schon jetzt die Verantwortlichen der KGS. „In diesem Jahr haben die Räume trotz der Achtzügigkeit ausgereicht“, erklärt Witt. Das könne sich ändern. Insgesamt fehle es an Fachräumen. Das führe dazu, dass die Schule in Einzelfächern Unterrichtsstoff kürzen müsse. „Normal passiert das aufgrund des Lehrermangels, hier ist es wegen fehlender Räume.“ Aktuell befasst sich die Kreispolitik auch mit diesen Raumproblemen.
Dem Lehrplan voraus
„Die Umstellung ist rechtzeitig im vergangenen Schuljahr angeschoben worden und läuft problemlos“, sagt Witt zum Abitur nach 13 Jahren. Interessant sei es bei den derzeitigen achten Klassen. Diese seien im Bereich Mathematik mit einigen Themen dem aktuellen Lehrplan voraus. In manchen Fächern der fünften Klassen seien die Schulbücher noch nicht auf den neuen Lehrplan umgestellt.
Die neu für die niedersächsischen Gymnasien angekündigten 740 Lehrerstellen seien tatsächlich besetzt und kämen auch an der KGS an. „Die Neubesetzung ist aber eine Herausforderung für jede Schule.“ Zwei Lehrer würden noch im nun laufenden Schuljahr dazukommen. Insgesamt sei die KGS nicht ganz bei einer Unterrichtsversorgung von 100 Prozent. Bei Fahrten oder Krankheiten könnte es in der Zukunft schon Probleme geben.
Perfekt sei die Umstellung am Soltauer Gymnasium auf das Abitur nach 13 Jahren gelaufen, sagt Schulleiter Volker Wrigge. Die Schüler selbst würden von den Neuerungen gar nicht viel merken, die Lehrpläne seien bereits angeglichen. Ohnehin seien diese kompetenzorientiert, so dass die Schule eine hohe Eigenverantwortung habe. Mit Lehrern sei die Schule voll versorgt, zur großen Freude aktuell auch mit zwei neuen Musiklehrern, so Wrigge.
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