Böhme-Zeitung vom 03.07.2013:
Soltauer Gymnasiastin beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten erfolgreich
Foto(wu):Förderpreise erhielten (von links) Mara Sauermüller, Jan Rögels und Fabian Baron beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten.
wu Soltau. Zuerst war Mara Sauermüller ratlos. Vertraute Fremde. Nachbarn in der Geschichte - zu dem Thema fiel der 14-Jährigen erstmal gar nichts ein. Schließlich solle ihr Beitrag zu dem Geschichtswettbewerb auch einen persönlichen Bezug haben. Doch dann erinnerte sich die Soltauer Gymnasiastin an den Geburtstagskaffee nur wenige Tage zuvor, als ihre Großmutter vom Kriegsende erzählte, von ihrem Elternhaus an der Wiesenstraße. Die Gymnasiastin überlegte nicht lange und tauchte näher in die Familien- und Hausgeschichte ein. Mit Erfolg: Für ihren Beitrag am Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten erhielt die Neuntklässlerin einen Förderpreis.
Auch Fabian Baron und Jan Rögels waren bei dem Wettbewerb erfolgreich. Die Elftklässler des Soltauer Gymnasiums sicherten sich mit ihrem Beitrag über das Kriegsgefangenenlager Wietzendorf ebenfalls einen Förderpreis. Nach Angaben von Vize-Schulleiter Stefan Schulz haben sich insgesamt 14 Jugendliche des Gymnasiums beteiligt, niedersachsenweit waren mehr als 1000 Teilnehmer dabei.
Der Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten ist der größte historische Forschungswettbewerb für junge Menschen in Deutschland und will bei Kindern und Jugendlichen das Interesse für die eigene Geschichte wecken. Bei Vertraute Fremde. Nachbarn in der Geschichte sollten die Teilnehmer erforschen, was Nachbarn in der Vergangenheit zusammenbrachte oder entzweite. Die Jugendlichen müssen richtig wissenschaftlich arbeiten, sagt Schulz anerkennend. Da gehe es auch darum, Originalquellen auszuwerten und Zeitzeugen zu befragen.
Nicht als Nachbarn
Mara Sauermüller beschäftigte sich damit, wie die Soltauer zu Kriegsende mit den Flüchtlingen aus dem Osten und den britischen Soldaten zusammenlebten. Denn auch im Haus der Großmutter hatte es Zwangseinquartierungen gegeben. Ein Ergebnis ihrer Recherchen: Die wurde nicht als Nachbarn angesehen, sondern als Gäste.
Eine Zeitzeugin hatte die 14-Jährige sofort: die eigene Großmutter. Doch als Quelle allein reichte das nicht: Sie war 1945 erst sieben Jahre alt. Auch der Großvater konnte einiges beisteuern, es hatte sich mit seinen Schwiegereltern immer wieder über die Zeit unterhalten. Hinzu kamen Recherchen im Stadtarchiv.
Es war anstrengend, aber interessant, zieht Mara Sauermüller als Fazit. Sie hat ein Faible für Geschichte, will wissen, wie alles entstanden ist. Denn alles baut aufeinander auf. Und es ist passiert, da sollte man es nicht verdrängen.
Ebenfalls mit einem Thema des Zweiten Weltkriegs waren Fabian Baron und Jan Rögels erfolgreich. Die beiden 17-Jäh-rigen erforschten die Geschichte des Kriegsgefangenlagers in Wietzendorf, in dem mehr als
16000 sowjetische Kriegsgefangenen gestorben sind. Den Gymnasiasten ging es dabei vor allem um die Frage, wie die Bevölkerung damit gelebt hat.
Stundenlanges Wühlen im Archiv, Auswerten von Quellen, ein Zeitzeugeninterview - das war schon anstrengend, gibt Fabian Baron zu. Aber dennoch habe ihnen die Arbeit gefallen. Denn sie hätten dadurch Einblick in eine frühere Zeit, wie die Menschen gelebt und die Welt gesehen hatten, erhalten, ergänzt Jan Rögels. Und eine weitere Erkenntnis sei, dass es nicht eine Wahrheit gibt, sondern man seinen eigenen Mittelweg finden muss.
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